Die Dienst­un­fä­hig­keit ist von Amts wegen oder auf Antrag fest­zu­stel­len. Prüfungs­maßstab ist nicht der kon­kret inne­ge­hab­te Dienst­pos­ten, son­dern das inne­ge­hab­te Amt im abs­trakt-funk­tio­nel­len Sinn, z.B. das Amt eines Regie­rungs­ra­tes. Die Dienst­un­fä­hig­keit bestimmt sich nicht nur nach der jewei­li­gen Gesundheits­beeinträchtigung, son­dern auch nach deren kon­kre­ten Aus­wir­kun­gen auf den Dienstbetrieb. 

1. Finan­zi­el­le Aus­wir­kun­gen einer Dienstunfähigkeit

Die vor­zei­ti­ge Ver­set­zung in den Ruhe­stand wegen Dienst­un­fä­hig­keit ist für die betrof­fe­nen Beam­tin­nen und Beam­ten ein schwer­wie­gen­der recht­li­cher Ein­griff. Er ist ver­bun­den mit meist spür­ba­ren finan­zi­el­len Ein­bu­ßen. An die Stel­le des Anspruchs auf Besol­dung tritt in der Regel ein Ver­sor­gungs­an­spruch. Vor­aus­set­zung für einen Ver­sor­gungs­an­spruch ist, dass die betrof­fe­ne Beam­tin oder der betrof­fe­ne Beam­te die fünf­jäh­ri­ge ver­sor­gungs­recht­li­che War­te­zeit im Beam­ten­ver­hält­nis nach § 4 Abs. 1 Nr. 1 Beam­ten­ver­sor­gungs­ge­setz (BeamtVG) erfüllt hat. Nur für den Fall, dass die Dienst­un­fä­hig­keit auf einem Dienst­un­fall beruht, ent­steht der Ver­sor­gungs­an­spruch ohne Ein­hal­tung einer Wartezeit.

a) Ver­min­der­tes Ruhe­ge­halt bei Dienstunfähigkeit

Das Ruhe­ge­halt bei Dienst­un­fä­hig­keit ist in der Regel weit­aus nied­ri­ger als die bis­he­ri­ge Besol­dung im akti­ven Amt und nied­ri­ger als bei regu­lä­rem Ein­tritt in den Ruhe­stand. Die Höhe der Ver­sor­gung aus dem letz­ten Amt ist abhän­gig von der jeweils bis zum Ein­tritt der Dienst­un­fä­hig­keit zurück­ge­leg­ten ruhe­ge­halts­fä­hi­gen Dienst­zeit. Grund­sätz­lich gilt: Je kür­zer die zurück­ge­leg­te Dienst­zeit, des­to nied­ri­ger der Ver­sor­gungs­an­spruch. Bei Ein­tritt der Dienst­un­fä­hig­keit vor dem 60. Lebens­jahr wird der zurück­ge­leg­ten Dienst­zeit aber noch eine Zurech­nungs­zeit hin­zu­ge­rech­net (§ 13 Abs. 1 BeamtVG). Die Zurech­nungs­zeit beträgt zwei Drit­tel des vom Ein­tritt in den Ruhe­stand bis zum 60. Geburts­tags rei­chen­den Zeitraums.

Das so errech­ne­te Ruhe­ge­halt wird grund­sätz­lich um einen Ver­sor­gungs­ab­schlag gemin­dert, sofern die Beam­tin oder der Beam­te vor dem 63. Lebens­jahr wegen Dienst­un­fä­hig­keit, die nicht auf einem Dienst­un­fall beruht, in den Ruhe­stand ver­setzt wird (§ 14 Abs. 3 S. 1 Nr. 3 BeamtVG). Die Min­de­rung beträgt 3,6 v.H. für jedes Jahr (0,3 v. H. pro Monat), um das die Beam­tin oder der Beam­te vor Ablauf des Monats, in dem sie oder er das 63. Lebens­jahr voll­endet, wegen Dienst­un­fä­hig­keit in den Ruhe­stand ver­setzt wird, höchs­tens aber 10.8 v.H.. Bei einer Ver­set­zung in den Ruhe­stand wegen Dienst­un­fä­hig­keit in den Jah­ren 2012 bis 2023 tritt für Bundesbeamte/innen an die Stel­le des 63. Lebens­jahrs ein nach § 69 h Abs. 3 Nr. 2 BeamtVG stu­fen­wei­se erhöh­tes Lebens­al­ter; ab 2024 gilt dann das 65. Lebens­jahr. Das Ruhe­ge­halt wird um einen Ver­sor­gungs­ab­schlag aus­nahms­wei­se nicht gemin­dert, wenn die Beam­tin oder der Beam­te im Zeit­punkt des Ein­tritts in den Ruhe­stand das 63. Lebens­jahr voll­endet und min­des­tens eine Dienst­zeit von 40 ruhe­ge­halts­fä­hi­gen Jah­ren zurück­ge­legt hat (§ 14 Abs. 3 S. 6 BeamtVG). In den Bun­des­län­dern gel­ten zum Teil abwei­chen­de Rege­lun­gen, was die Alters­gren­zen, das Hin­aus­schie­ben des Ruhe­stands­ein­tritts und die Berech­nung des Ver­sor­gungs­ab­schlags betrifft. Von den Bun­des­län­dern hat nur das Land Ber­lin an der all­ge­mei­nen Lebens­al­ters­gren­ze von 65 Jah­ren fest­ge­hal­ten. Jedoch beträgt in allen Beam­ten­ver­sor­gungs­ge­set­zen der Ver­sor­gungs­ab­schlag 0,3 v. H. je Monat.

b) Ruhe­ge­halt in Höhe der Mindestversorgung

Das Ruhe­ge­halt bei Ein­tritt in den Ruhe­stand wegen Dienst­un­fä­hig­keit wird aber min­des­tens in Höhe der Min­dest­ver­sor­gung gezahlt. Es beträgt min­des­tens 35 v.H. der ruhe­ge­halt­fä­hi­gen Dienst­be­zü­ge oder, wenn dies güns­ti­ger ist, 65 v.H. der jeweils ruhe­ge­halt­fä­hi­gen Dienst­be­zü­ge aus der End­stu­fe der Besol­dungs­grup­pe A 4 (§ 14 Abs. 4 BeamtVG).

c) Nicht­er­fül­lung der fünf­jäh­ri­gen Wartezeit

Ist bei Ein­tritt der Dienst­un­fä­hig­keit die fünf­jäh­ri­ge War­te­zeit noch nicht erfüllt, ist die Beam­tin oder der Beam­te aus dem Beam­ten­ver­hält­nis nach § 32 Abs. 1 Nr. 2 Bun­des­be­am­ten­ge­setz (BBG) und § 23 Abs. 1 Nr. 3 Beam­ten­sta­tus­ge­setz (BeamtStG) zu ent­las­sen. Die Beam­tin­nen und Beam­ten sind dann in der gesetz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung nach­zuver­sichern. Aber auch in der gesetz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung gel­ten War­te­zei­ten, so dass bes­ten­falls Ansprü­che auf eine Erwerbs­minderungs­rente ent­ste­hen kön­nen. Aus für­sor­ge­recht­li­chen Grün­den besteht aber immer noch die Mög­lich­keit, dass der Dienst­herr im Rah­men sei­nes Ermes­sens einen Unter­halts­bei­trag bewil­ligt (§ 15 BeamtVG).

2. Fest­stel­lung der Dienstunfähigkeit

a) Vor­aus­set­zun­gen der Dienstunfähigkeit

Der Dienst­herr kann die Ver­set­zung wegen Dienst­un­fä­hig­keit einer Beam­tin oder eines Beam­ten auf Lebens­zeit alter­na­tiv auf zwei gesetz­li­che Tat­be­stän­de der Dienst­un­fä­hig­keit stützen:

Alter­na­ti­ve des § 44 Abs. 1 BBG (§ 26 Abs. 1 BeamtStG):
  • Die Beam­tin oder der Beam­te ist wegen ihres oder sei­nes kör­per­li­chen Zustands oder aus gesund­heit­li­chen Grün­den zur Erfül­lung der Dienst­pflich­ten dau­ernd unfä­hig (dienst­un­fä­hig) .
Alter­na­ti­ve des § 44 Abs. 1 S. 2 BBG (§ 26 Abs. 1 S. 2 BeamtStG):
  • Die Beam­tin oder der Beam­te hat infol­ge Erkran­kung inner­halb von sechs Mona­ten mehr als drei Mona­te kei­nen Dienst getan, wobei kei­ne Aus­sicht besteht, dass inner­halb wei­te­rer sechs Mona­te die Dienst­fä­hig­keit wie­der voll her­ge­stellt ist (sog. ver­mu­te­te Dienstunfähigkeit).
Für die Ver­set­zung in den Ruhe­stand wegen Dienst­un­fä­hig­keit kom­men wei­te­re Vor­aus­set­zun­gen hinzu:
  • Die Beam­tin oder der Beam­te kann unter Bei­be­hal­tung ihres oder sei­nes Amtes die Dienst­pflich­ten nicht mehr wäh­rend min­des­tens der Hälf­te der regel­mä­ßi­gen Arbeits­zeit erfül­len, d.h. es liegt kei­ne begrenz­te Dienst­fä­hig­keit nach § 45 Abs. 1 S. 1 BBG (§ 27 Abs. 1 BeamtStG) vor.
  • Die Beam­tin oder der Beam­te darf ander­wei­tig nicht ver­wend­bar sein (§ 44 Abs. 1 S. 3 BBG, § 26 Abs. 1 S. 3 BeamtStG),
  • Für den Fall, dass eine ander­wei­ti­ge Ver­wen­dung nicht mög­lich ist, ist die Über­tra­gung einer gering­er­wer­ti­gen Tätig­keit unter Bei­be­hal­tung des bis­he­ri­gen Amtes unter Berück­sich­ti­gung der bis­he­ri­gen Tätig­keit zumut­bar (§ 44 Abs. 3 BBG, § 26 Abs. 3 BeamtStG)
Die für Lan­des­be­am­tin­nen und ‑beam­te gel­ten­den Rege­lun­gen des BeamtStG und die in die­sem Rah­men ergan­ge­nen lan­des­be­amt­li­chen Rege­lun­gen (vgl. z.B. §§ 39 bis 45 Lan­des­be­am­ten­ge­setz Ber­lin (LBG Ber­lin); §§ 37 bis 43 Lan­des­be­am­ten­ge­setz Bran­den­burg (LBG Bran­den­burg)) ent­spre­chen weit­ge­hend den bun­des­recht­li­chen Regelungen.
b) Fest­stel­lung von Amts wegen oder auf Antrag

Die Dienst­un­fä­hig­keit stellt der Dienst­herr von Amts wegen oder auf Antrag der Beam­tin oder des Beam­ten fest (§ 47 Abs. 1 BBG). Im Unter­schied zum BBG ist dies in Lan­des­be­am­ten­ge­set­ze zum Teil aus­drück­lich gere­gelt (vgl. §§ 40 und 41 LBG Ber­lin und LBG Bran­den­burg). Rich­te­rin­nen oder Rich­ter auf Lebens­zeit oder auf Zeit kön­nen nach § 34 Deut­sches Rich­ter­ge­setz (DRiG) ohne ihre schrift­li­che Zustim­mung nur auf Grund rechts­kräf­ti­ger rich­ter­li­cher Ent­schei­dung des jeweils zustän­di­gen Dienst­ge­richts wegen Dienst­un­fä­hig­keit in den Ruhe­stand ver­setzt werden.

c) Ent­schei­dungs­al­ter­na­ti­ven / Ent­schei­dung auf der Grund­la­ge eines Sechs-Monats-Zeitraums

Nach der ers­ten Ent­schei­dungs­al­ter­na­ti­ve des § 44 Abs. 1 S. 1 BBG (§ 26 Abs. 1 S. 1 BeamtStG) hat der Dienst­herr die Dienst­un­fä­hig­keit tat­säch­lich fest­zu­stel­len. Die­se Rege­lung stellt der Grund­tat­be­stand der Dienst­un­fä­hig­keit dar. Sie betrifft vor allem krank­heits­be­ding­te Vor­fäl­le oder Ver­hal­tens­wei­sen von Beamten/innen. Im Unter­schied zur zwei­ten Alter­na­ti­ve knüpft sie nicht an län­ger­dau­ern­de krank­heits­be­ding­te Fehl­zei­ten an. Aber auch Fehl­zei­ten unter­halb der zeit­li­chen Min­dest­gren­ze des § 44 Abs. 1 S. 2 (§ 26 Abs. 1 S. 2 BeamtStG) kön­nen für sich betrach­tet oder zusam­men mit wei­te­ren Erkennt­nis­sen oder Ver­wen­dungs­ein­schrän­kun­gen Zwei­fel an der Dienst­fä­hig­keit begrün­den und eine Unter­su­chungs­an­ord­nung recht­fer­ti­gen (kei­ne Sperr­wir­kung des § 44 Abs. 1 S. 2 BBG / § 26 Abs. 1 S. 2 BeamtStG: BVerwG v. 14.03.2019 — 2 VR 5/18 -, juris Rn 49; OVG Schles­wig-Hol­stein v. 24.07.2019 — 2 MB 1/19 -, juris Rn 18). Eine Beam­tin oder ein Beam­ter ist zur Erfül­lung sei­ner Dienst­pflich­ten “dau­ernd” unfä­hig im Sin­ne des § 44 Abs. 1 S. 1 BBG (§ 26 Abs. 1 S. 1 BeamtStG), wenn die Wie­der­ein­glie­de­rung in abseh­ba­rer Zeit unwahr­schein­lich ist (BVerwG v. 16.04.2020 — 2 B 5/19 -, juris Rn 13). 

Nach dem Beschluss des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts (BVerwG) v. 16.04.2020 — 2 B 5/19 — ist der Pro­gno­se­zeit­raum für die Fest­stel­lung einer “dau­ern­den” Dienst­un­fä­hig­keit in Anleh­nung an § 44 Abs. 1 S. 2 BBG (§ 26 Abs. 1 S. 2 BeamtStG) mit sechs Mona­ten zu bestim­men (vgl. im Ein­zel­nen Anmer­kung Klaus von Wei­den, jur­PR-BVerwG­b15/2020). Das erge­be sich aus dem engen sys­te­ma­ti­schen Zusam­men­hang der Bestim­mun­gen und dem von ihnen ver­folg­ten Sinn und Zweck. Die gesetz­li­che Ver­mu­tungs­re­gel des § 44 Abs. 1 S. 2 BBG (§ 26 Abs. 1 S. 2 BeamtStG) stel­le ledig­lich eine Ergän­zung der Grund­be­stim­mung des § 44 Abs. 1 S. 1 BBG (§ 26 Abs. 1 S. 1 BeamtStG) dar. Ihr Zweck lie­ge dar­in, im Inter­es­se der Ver­wal­tung und einer ord­nungs­ge­mä­ßen Abwick­lung des Dienst­be­triebs dem Dienst­herrn die schwie­ri­ge Fest­stel­lung der Dienst­un­fä­hig­keit zu erleich­tern und das Zur­ru­he­set­zungs­ver­fah­ren zu ver­ein­fa­chen und zu beschleu­ni­gen. Dem Dienst­herrn wer­de aus Prak­ti­ka­bi­li­täts­grün­den die Mög­lich­keit ein­ge­räumt, sei­ner Ent­schei­dung bestimm­te, fest umris­se­ne Zeit­räu­me zugrun­de zu legen. Der Sechs-Monats-Zeit­raum bil­de zugleich den Bezugs­rah­men für die Aus­le­gung des Merk­mals “dau­ernd” in § 44 Abs. 1 S. 1 BBG (§ 26 Abs. 1 S. 1 BeamtStG) im Sin­ne von “nicht abseh­ba­re Zeit” (BVerwG v. 16.04.2020 — 2 B 5/19 -, juris Rn 14).

Nach der zwei­ten Ent­schei­dungs­al­ter­na­ti­ve des § 44 Abs. 1 S. 2 BBG (§ 26 Abs. 1 S. 2 BeamtStG), die an län­ger­dau­ern­de krank­heits­be­ding­te Fehl­zei­ten anknüpft, muss der Dienst­herr die Dienst­un­fä­hig­keit nicht nach­wei­sen, son­dern kann sie unter erleich­ter­ten Vor­aus­set­zun­gen unter­stel­len (sog. ver­mu­te­te Dienst­un­fä­hig­keit). Die Rege­lung ergänzt als gesetz­li­che Ver­mu­tungs­re­gel den Grund­tat­be­stand des § 44 Abs. 1 S. 1 BBG (§ 26 Abs. 1 S. 1 BeamtStG). Sie ermög­licht es dem Dienst­herrn, Beam­tin­nen und Beam­te, die durch Erkran­kun­gen inner­halb von sechs Mona­ten mehr als drei Mona­ten aus­fal­len, wegen Dienst­un­fä­hig­keit in den Ruhe­stand zu ver­set­zen, wenn kei­ne Aus­sicht besteht, dass inner­halb wei­te­rer sechs Mona­te die Dienst­fä­hig­keit wie­der voll her­ge­stellt ist. Damit wird den Aus­wir­kun­gen, die gesund­heit­li­che Beein­träch­ti­gun­gen auf den Dienst­be­trieb haben, ent­schei­den­de Bedeu­tung bei­gemes­sen. Da der Nach­weis der Dienst­un­fä­hig­keit häu­fig schwie­rig ist, dient die Rege­lung im Inter­es­se des Dienst­herrn der Prak­ti­ka­bi­li­tät und der Beweis­erleich­te­rung (BVerwG v. 17.10.1966 — VI C 56.63 -, juris Rn. 21). Zur Fest­stel­lung der Dienst­un­fä­hig­keit genügt die Pro­gno­se, dass eine Wie­der­erlan­gung der Dienst­fä­hig­keit inner­halb eines Sechs-Monats-Zeit­raums unwahr­schein­lich ist und mit ihr nicht gerech­net wer­den kann (BGH v. 16.12.2010 — RiZ® 2/10 -, Rn 27 ff., BGHZ 188, 22). Eine sol­che Pro­gno­se ist anhand tat­säch­li­cher Umstän­de und auf der Grund­la­ge einer ärzt­li­chen Beur­tei­lung zu tref­fen. Wenn die Beam­tin oder der Beam­te nicht bereit ist, dem Dienst­herrn über die Art der Erkran­kung näher Aus­kunft zu geben, wird der Dienst­herr zunächst eine ori­en­tie­ren­de ärzt­li­che Erst­un­ter­su­chung ver­an­las­sen und evtl. erfor­der­li­che ver­tie­fen­de fach­ärzt­li­che Unter­su­chun­gen, die auf­grund ihrer Inten­si­tät — ins­be­son­de­re bei fach­psych­ia­tri­sche Unter­su­chun­gen — häu­fig mit schwer­wie­gen­den Grund­rechts­ein­grif­fen ver­bun­den sind, vom Ergeb­nis der Erst­un­ter­su­chung abhän­gig machen (vgl. OVG Ber­lin-Bran­den­burg v. 02.11.2015 — OVG 4 S 34.15 -, juris Rn 4; VG Ber­lin v. 23.11.2017 — 28 L 74.17 b‑, juris Rn 25 f).

Fehl­zei­ten kön­nen grund­sätz­lich Zwei­fel an der Dienst­fä­hig­keit begrün­den. Der Dienst­herr muss die­se aber schlüs­sig dar­le­gen (BVerwG v. 30.05.2013 — 2 C 68/11 -, juris Rn 27; BVerwG v. 10.04.2014 — 2 B 80/13 -, juris Rn 20). Denn Fehl­zei­ten kön­nen z.B. auf unter­schied­li­chen, nicht im Zusam­men­hang ste­hen­den Erkran­kun­gen beru­hen, die die Dienst­fä­hig­keit einer Beam­tin oder eines Beam­ten tat­säch­lich nicht dau­er­haft berüh­ren. Bei Zwei­fel an der Belast­bar­keit pri­vat­ärzt­li­cher Beschei­ni­gun­gen zum Nach­weis der Dienst­un­fä­hig­keit nach § 96 Abs. 1 S. 2 BBG kann der Dienst­herr für künf­ti­ge Fäl­le die Vor­la­ge eines amts­ärzt­li­chen Attests ver­lan­gen (BVerwG v. 23.10.1980 — 2 A 4/78 -, juris Rn 24; BVerwG v. 23.03.2006 — 2 A 12.04 -, juris Rn 5; VG Mün­chen v. 10.06.2016 — M 5 E 16.2120 -, juris Rn 23). Die Zwei­fel dür­fen aber nicht aus der Luft gegrif­fen sein, son­dern müs­sen durch kon­kre­te Umstän­de ver­an­lasst sein (BVerwG v. 23.03.2006 — 2 A 12/04 -, juris Rn 3).

Gewin­nen Beamten/innen zu einem spä­te­ren Zeit­punkt ihre Dienst­fä­hig­keit zurück, kön­nen sie in bei­den Fäl­len wie­der reak­ti­viert wer­den (§ 46 BBG, § 29 BeamtStG). 

d) Begriff der Dienstunfähigkeit

Bei der Dienst­un­fä­hig­keit han­delt es sich um einen unbe­stimm­ten Rechts­be­griff, der der unein­ge­schränk­ten Nach­prü­fung der Ver­wal­tungs­ge­rich­te unter­liegt (BVerwG v. 05.06.2014 — 2 C 22.13 -, Rn 17, DÖV 2014, 934; BVerwG v. 16.11.2017 — 2 A 5/16 -, juris Rn 20). Für die Fest­stel­lung der gesund­heits­be­ding­ten Ein­schrän­kun­gen der Leis­tungs­fä­hig­keit eines Beam­ten kommt dem Dienst­herrn kein der Kon­troll­be­fug­nis der Gerich­te ent­zo­ge­ner Beur­tei­lungs­spiel­raum zu. Der Begriff der Dienst­un­fä­hig­keit ist nach bei­den Ent­schei­dungs­al­ter­na­ti­ven derselbe. 

Für die Annah­me einer Dienst­un­fä­hig­keit ist es uner­heb­lich auf wel­che Ursa­chen die gesund­heit­li­che Beein­träch­ti­gung zurück­zu­füh­ren ist. Es ist daher unbe­acht­lich, wenn der Dienst­herr für die Dienst­un­fä­hig­keit ver­ant­wort­lich oder mit­ver­ant­wort­lich ist. Das gilt z.B. für den Fall, dass Ursa­che der gesund­heit­li­chen Beein­träch­ti­gung ein nicht lös­ba­rer Arbeits­kon­flikt ist, für den der Dienst­herr ver­ant­wort­lich oder mit­ver­ant­wort­lich ist (BVerwG v. 16.04.2020 — 2 B 5/19 -, juris Rn 9; VGH Baden-Würt­tem­berg v. 27.02.2020 — 4 S 807/19 -, juris Rn 20). Beamten/innen, die gel­tend machen, dass der Dienst­herr ihre aktu­el­le oder dau­ern­de Dienst­un­fä­hig­keit ver­ur­sacht und sei­ne Für­sor­ge­pflich­ten ver­letzt hat, müs­sen gegen die Ver­let­zung der Für­sor­ge- und Schutz­pflich­ten im Wege des Pri­mär- oder Sekun­där­recht­schut­zes durch­set­zen (BVerwG v. 16.04.2020 — 2 B 5/19 -, juris Rn 11). 

Der Dienst­un­fä­hig­keits­be­griff ist amts­be­zo­gen. Prü­fungs­maß­stab für die Dienst­un­fä­hig­keit ist nicht der kon­kret inne­ge­hab­te Dienst­pos­ten, son­dern das inne­ge­hab­te Amt im abs­trakt-funk­tio­nel­len Sinn, d.h. z.B. das Amt eines Ober­amts­ra­tes oder Regie­rungs­ra­tes bei der jewei­li­gen Beschäf­ti­gungs­be­hör­de (BVerwG v. 28.06.1990 — 2 C 18 /89 -, juris Rn 16, DÖD 1991, 35). Der Dienst­herr bestimmt in Aus­übung sei­ner Orga­ni­sa­ti­ons­ge­walt die jewei­li­gen Anfor­de­run­gen des sta­tus­recht­li­chen Amtes (BVerwG v. 05.06.2014 — 2 C 22.13 -, Rn 16, DÖV 2014, 934). Die­se Vor­ga­ben bil­den den Maß­stab, an dem die Leis­tungs­fä­hig­keit zu mes­sen ist. Danach kommt es nicht dar­auf an, ob die Beam­tin oder der Beam­te die Auf­ga­ben des zuletzt inne­ge­hab­ten Dienst­pos­tens gesund­heit­lich erfül­len kann. Viel­mehr ist der Gesund­heits­zu­stand in Bezug zu den Anfor­de­run­gen des jewei­li­gen Sta­tus­am­tes zu set­zen. Eine Beam­tin oder ein Beam­ter ist erst dann dienst­un­fä­hig, wenn sie oder er aus gesund­heit­li­chen Grün­den kei­nen der bei der Beschäf­ti­gungs­be­hör­de vor­han­de­nen und dem jewei­li­gen Sta­tus­amt zuge­ord­ne­ten Dienst­pos­ten aus­fül­len kann. Beamte/innen die gel­tend machen (BVerwG v. 05.06.2014 — 2 C 22.13 -, juris Rn 14 und 22, NJW 2014, 10).

Die Dienst­un­fä­hig­keit bestimmt sich nicht nur nach der jewei­li­gen Gesund­heits­be­ein­träch­ti­gung, son­dern auch nach deren kon­kre­ten Aus­wir­kun­gen auf den Dienst­be­trieb (BVerwG, 17.10.1966 — VI C 56.63 -, juris Rn. 22 ff.; Bun­des­ge­richts­hof (BGH) v. 16.12.2010 — RiZ® 2/10 -, Rn. 25, BGHZ 188, 20; OVG Ber­lin-Bran­den­burg v. 26.04.2012 — OVG 6 B 5.12 -, juris Rn. 23). Damit ist für die Fest­stel­lung der Dienst­un­fä­hig­keit auch eine Pro­gno­se erfor­der­lich. Es ist die Fra­ge zu beant­wor­ten, ob bei einer Wei­ter­be­schäf­ti­gung der Beam­tin oder des Beam­ten der Dienst­be­trieb ohne nach­hal­ti­ge Beein­träch­ti­gun­gen auf­recht­erhal­ten wer­den kann. Die­se Fra­ge ist z.B. zu ver­nei­nen, wenn mit über­durch­schnitt­li­chen Fehl­zei­ten zu rech­nen ist, die es nicht zulas­sen, die Beam­tin oder den Beam­ten bei der Fest­le­gung der Betriebs­ab­läu­fe einzuplanen.

Die Annah­me einer Dienst­un­fä­hig­keit wegen einer blo­ßen tätig­keits- oder behör­den­be­zo­ge­nen psy­chi­schen Beein­träch­ti­gung (z.B. “Schü­ler­pho­bie” oder “BND-Pho­bie”) jen­seits aner­kann­ter ICD-Klas­si­fi­ka­tio­nen — ist recht­lich aus­ge­schlos­sen (vgl. BVerwG v. 19.03.2015 — 2 C 37.13 — juris Rn 13 zu “Schü­ler­pho­bie” eines Leh­rers; BVerwG v. 31.08.2017 — 2 A 6.15 -, juris Rn 65 zu “BND-Pho­bie”; BVerwG v. 16.11.2017 — 2 A 5/16 -, juris Rn 29 zu “BND-Pho­bie”).

3. Ander­wei­ti­ge Verwendung

Nach dem Grund­satz “Wei­ter­ver­wen­dung vor Ver­sor­gung” schei­det eine Beam­tin oder ein Beam­ter wegen Dienst­un­fä­hig­keit nur dann aus dem akti­ven Dienst aus, wenn sie oder er dort nicht mehr ein­ge­setzt wer­den kann (§ 44 Abs. 1 S. 3, Abs. 2 bis 5 BBG, § 26 Abs. 1 S. 3 Abs. 2 und 3 BeamtStG). Die ander­wei­ti­ge Nicht­ver­wend­bar­keit ist eine wei­te­re mate­ri­el­le Vor­aus­set­zung der Dienst­un­fä­hig­keit (BVerwG v. 19.03.2015 — 2 C 37/13 -, juris Rn 15). Für noch ander­wei­ti­ge gesund­heit­lich mög­li­che und zumut­ba­re Ver­wen­dun­gen besteht eine gesetz­li­che Such­pflicht des Dienst­herrn (BVerwG v. 26.03.2009 — 2 C 73.08 -, Rn. 26 ff., BVerw­GE 133, 297; BVerwG v. 19.03.2015 — 2 C 37/13 -, juris Rn 15 ff; OVG Ber­lin-Bran­den­burg v. 21.07.2017 — OVG 4 B 3.16 -, juris Rn 29; VG Ber­lin v. 22.12.2017 -, 28 L 754.17 -, juris Rn 9 ff). Die Such­pflicht ent­fällt nur dann, wenn ihr Zweck von vorn­her­ein nicht erreicht wer­den kann (BVerwG v. 19.03.2015 — 2 C 37/13 -, juris Rn 17 f; VG Ber­lin v. 22.12.2017 -, 28 L 754.17 -, juris Rn 10). Das kann bei einer gene­rel­len Dienst­un­fä­hig­keit der Fall sein, also wenn die Beam­tin oder der Beam­te auf abseh­ba­re Zeit oder auf Dau­er kei­ner­lei Dienst leis­ten kann, also sie oder er über kei­ner­lei Rest­leis­tungs­ver­mö­gen mehr ver­fügt (BVerwG v. 16.11.2017 — 2 A 5/16 -, juris Rn 34).

Der Dienst­herr muss sei­ne Suche auf sei­nen gesam­ten Bereich erstre­cken, wobei sich im Ein­zel­fall ins­be­son­de­re unter Für­sor­ge­aspek­ten eine räum­li­che Begren­zung erge­ben kann (BVerwG v. 06.03.2012 — 2 A 5.10 -, Rn. 4, RiA 2012, 165). Die Suche muss sich auch auf Dienst­pos­ten erstre­cken, die in abseh­ba­rer Zeit neu zu beset­zen sind. Die Such­pflicht darf sich nicht auf die Nach­fra­ge beschrän­ken, ob eine ande­re Behör­de im Bereich des Dienst­herrn bereit ist, den Beam­ten zu über­neh­men. Auch reicht die Ein­räu­mung einer sog. Ver­schwei­gungs­frist nicht aus, der zufol­ge die suchen­de Behör­de von einer “Fehl­an­zei­ge” aus­geht, wenn nicht inner­halb bestimm­ter Frist eine Rück­mel­dung vor­liegt (BVerwG v. 19.03.2015 — 2 C 37/13 -, juris Rn.21). Auch bedarf es einer Nach­fra­ge, wenn die Such­an­fra­ge unbe­ant­wor­tet bleibt (BVerwG v. 19.03.2015 — 2 C 37/13 -, juris Rn.22). Hin­ge­gen ist der Dienst­herr nicht ver­pflich­tet, per­so­nel­le oder orga­ni­sa­to­ri­sche Ände­run­gen vor­zu­neh­men, um eine Wei­ter­ver­wen­dung zu ermög­li­chen (BVerwG v. 26.03.2009 — 2 C 73.08 -, Rn. 30, BVerw­GE 133, 297). Kann eine schwer­be­hin­der­te Beam­tin oder ein schwer­be­hin­der­ter Beam­ter die Anfor­de­run­gen eines ander­wei­ti­gen Dienst­pos­tens nicht erfül­len, darf die gesund­heit­li­che Eig­nung nur ver­neint wer­den, wenn im Ein­zel­fall zwin­gen­de Grün­de für das Fest­hal­ten an den all­ge­mei­nen Anfor­de­run­gen spre­chen (BVerwG v. 26.03.2009 — 2 C 73.08 -, Rn 31, BVerw­GE 133, 297).

Der Dienst­herr hat schlüs­sig dar­zu­le­gen, dass er bei der Suche nach einer ander­wei­ti­gen Ver­wen­dung die gesetz­li­chen Vor­ga­ben beach­tet hat (OLG Ber­lin-Bran­den­burg v. 21.07.2017 — OVG 4 B 3.16 -, juris Rn 29). Es geht daher zulas­ten des Dienst­herrn, wenn nicht auf­ge­klärt wer­den kann, ob die Suche den gesetz­li­chen Anfor­de­run­gen ent­spro­chen hat (BVerwG v. 26.03.2009 — 2 C 73.08 -, Rn. 32, BVerw­GE 133, 297).

4. Begrenz­te Dienstunfähigkeit

Kön­nen dienst­un­fä­hi­ge Beam­tin­nen und Beam­te unter Bei­be­hal­tung des über­tra­ge­nen Amtes die Dienst­pflich­ten noch wäh­rend min­des­tens der Hälf­te der regel­mä­ßi­gen Arbeits­zeit erfül­len, sind sie für begrenzt dienst­fä­hig zu erklä­ren (§ 45 Abs. 1 BBG, § 27 Abs. 1 BeamtStG; BVerwG v. 30.08.2012 — 2 C 82.10 -, Rn. 11, NVwZ-RR 2012, 928).

Begrenzt dienst­fä­hi­ge Beam­tin­nen und Beam­te dür­fen nicht zeit­an­tei­lig wie teil­zeit­be­schäf­tig­te Beam­tin­nen oder Beam­te besol­det wer­den. Viel­mehr ist ihre Besol­dung grund­sätz­lich an der Besol­dung für Voll­zeit­be­schäf­tig­te zu ori­en­tie­ren (BVerwG v. 27.03.2014 — 2 C 50.11 -, Rn. 12 ff., NJW 2014, 10; BVerfG v. 28.11.2018 — 2 BvL 3/15 -, juris Rn. 39). Da dem Dienst­herrn jedoch ein Teil der Arbeits­kraft der Beam­tin oder des Beam­ten zu früh ver­lo­ren geht, darf ein Abschlag von der vol­len Besol­dung vor­ge­nom­men wer­den oder an die Teil­zeit­be­sol­dung ange­knüpft und die­se um einen Zuschlag ergänzt wer­den. Als Ergeb­nis muss sich die Besol­dung bei begrenz­ter Dienst­fä­hig­keit aber deut­lich von der Besol­dung frei­wil­lig Teil­zeit­be­schäf­tig­ter abhe­ben und das erfor­der­li­che Ali­men­ta­ti­ons­ni­veau sicher­stel­len (BVerwG v. 27.03.2014 — 2 C 50.11 -, Rn. 27, NJW 2014, 10). Auf Vor­la­ge des BVerwG hat das BVerfG durch Beschluss v. 28.11.2018 — 2 BvL 3/15 — ent­schie­den, dass die besol­dungs­recht­li­che Rege­lung des Lan­des Nie­der­sach­sen für begrenzt dienst­fä­hi­ge Beamten/innen zu nied­rig bemes­sen und damit mit den her­ge­brach­ten Grund­sät­zen des Berufs­be­am­ten­tums nach Art. 33 Abs. 5 GG unver­ein­bar ist. Das BVerfG hat den Gesetz­ge­ber des Lan­des Nie­der­sach­sen ver­pflich­tet, eine ver­fas­sungs­kon­for­me Rege­lung mit Wir­kung spä­tes­tens vom 01.01.2020 an zu tref­fen. Eine rück­wir­ken­de Ände­rung der Rechts­la­ge hält das BVerfG nicht für gebo­ten abge­se­hen von Beamten/innen, über deren Anspruch noch nicht abschlie­ßend ent­schie­den wor­den ist (BVerfG v. 28.11.2018 — 2 BvL 3/15 -, juris Rn. 64). Nach Auf­fas­sung des BVerwG in einer frü­he­ren Ent­schei­dung (BVerwG v. 27.03.2014 — 2 C 50/11 -, juris Rn. 27) dürf­te die Besol­dungs­re­ge­lung des § 7 Thü­rin­ger Besol­dungs­ge­setz, die als Zuschlag zur Teil­zeit­be­sol­dung einen ange­mes­se­nen pro­zen­tua­len Teil der Dif­fe­renz zwi­schen der Teil­zeit- und der Voll­zeit­be­sol­dung gewährt, als Vor­bild für eine ver­fas­sungs­mä­ßi­ge Rege­lung dienen. 

Auch für den Bun­des­be­reich sind inzwi­schen Kon­se­quen­zen aus dem Beschluss des BVerfG v. 28.11.2018 — 2 BvL 3/15 — durch Strei­chung des bis­he­ri­gen § 72a BBesG und Ein­fü­gung des neu­en § 6a BBesG gezo­gen wor­den. Nach der Neu­re­ge­lung wer­den die Voll­zeit­be­zü­ge ent­spre­chend den für die Besol­dung bei Teil­zeit gel­ten­den Vor­schrif­ten gekürzt (§ 6 Abs. 1 BBesG) und um einen ruhe­ge­halt­fä­hi­gen Zuschlag ange­ho­ben, der 50 Pro­zent des Unter­schieds­be­tra­ges zwi­schen den gekürz­ten Dienst­be­zü­gen und den Voll­zeit­be­zü­gen beträgt. Bei­spiel: Betra­gen die Voll­zeit­be­zü­ge 2 000 € und besteht nur noch eine Dienst­fä­hig­keit von 75 %, so betra­gen die gekürz­ten Bezü­ge 1 500 € (75 % von 2 000 €) und der Zuschlag 250 €, das ist die Hälf­te der Dif­fe­renz zwi­schen Voll­zeit­be­zü­gen und gekürz­ten Bezügen. 

5. Fest­stel­lung gesund­heit­li­cher Leistungseinschränkungen

a) Not­wen­dig­keit der Hin­zu­zie­hung einer Ärz­tin oder eines Arztes

Zur Beur­tei­lung der Dienst­fä­hig­keit müs­sen die gesund­heits­be­ding­ten Leis­tungs­be­ein­träch­ti­gun­gen fest­ge­stellt und deren pro­gnos­ti­sche Ent­wick­lung bewer­tet wer­den. Dies erfor­dert beson­de­re medi­zi­ni­sche Sach­kun­de, über die nur eine Ärz­tin oder ein Arzt ver­fügt. Dem­entspre­chend sieht § 47 Abs. 1 S. 1 BBG vor, dass die Ein­schät­zung des Dienst­herrn auf ein ärzt­li­ches Gut­ach­ten gestützt sein muss. Nach § 48 Abs. 1 S. 1 BBG kann die ärzt­li­che Unter­su­chung nur einer Amts­ärz­tin oder einem Amts­arzt oder einer Ärz­tin oder einem Arzt, die oder der als Gut­ach­te­rin oder Gut­ach­ter zuge­las­sen ist, über­tra­gen wer­den. Wel­che Ärz­tin oder wel­cher Arzt mit der Fer­ti­gung von Gut­ach­ten beauf­tragt wer­den kann, bestimmt die obers­te Dienst­be­hör­de (§ 48 Abs. 1 S. 2 und 3 BBG).

Die Not­wen­dig­keit, eine Ärz­tin oder einen Arzt hin­zu­zu­zie­hen, bedeu­tet aber nicht, dass die­sem die Ver­ant­wor­tung für die Ent­schei­dung über die Beur­tei­lung der Dienst­fä­hig­keit über­tra­gen wer­den darf. Viel­mehr wird die Ärz­tin oder der Arzt als Sach­ver­stän­di­ge oder Sach­ver­stän­di­ger tätig, auf deren oder des­sen Hil­fe der Dienst­herr ange­wie­sen ist, um die not­wen­di­gen Fest­stel­lun­gen tref­fen zu kön­nen. Der Dienst­herr muss sich die ärzt­li­chen Erkennt­nis­se zu Eigen machen. Er darf sie nicht unge­prüft über­neh­men, son­dern muss die ärzt­li­chen Befun­de und Schluss­fol­ge­run­gen nach­voll­zie­hen und sich auf ihrer Grund­la­ge ein eige­nes Urteil bil­den (BVerwG v. 05.06.2014 — 2 C 22.13 -, juris Rn. 18, DÖV 2014, 934). Dies gilt ins­be­son­de­re für die Fest­stel­lung, wel­che Fol­gen sich aus den ärzt­lich fest­ge­stell­ten Leis­tungs­ein­schrän­kun­gen für die amts­be­zo­ge­nen Dienst­pflich­ten erge­ben. Der Erstel­lung eines ärzt­li­chen Gut­ach­tens muss in der Regel auch nicht die Befra­gung von Per­so­nen vor­ge­schal­tet sein, die ärzt­li­che Dia­gno­sen gestellt haben oder sich in sons­ti­ger Wei­se über die Dienst­un­fä­hig­keit der Beam­tin oder des Beam­ten äußern kön­nen, wie z.B. Ärz­tin­nen und Ärz­te, Per­so­nal­ver­ant­wort­li­che oder Nach­barn (BVerwG v. 03.06.2014 – 2 B 105/12 -, juris Rn. 28). Eine medi­zi­ni­sche Sach­ver­stän­di­ge oder ein medi­zi­ni­scher Sach­ver­stän­di­ger kann aus den­sel­ben Grün­den wie eine Rich­te­rin oder ein Rich­ter — z.B. wegen Besorg­nis der Befan­gen­heit — abge­lehnt wer­den (§ 173 S. 1 Ver­wal­tungs­ge­richts­ord­nung (VwGO) i.V.m. § 406 Abs. 1 S. 1 Zivil­pro­zess­ord­nung (ZPO)).

b) Anfor­de­run­gen an ein ärzt­li­ches Gutachten

Ein ärzt­li­ches Gut­ach­ten kann sei­ne Auf­ga­be, dem Dienst­herrn oder dem Gericht die zur Fest­stel­lung des ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Sach­ver­halts erfor­der­li­che Sach­kun­de zu ver­mit­teln, nicht erfül­len, wenn es gro­be, offen erkenn­ba­re Män­gel oder unlös­ba­re Wider­sprü­che auf­weist, von unzu­tref­fen­den sach­li­chen Vor­aus­set­zun­gen aus­geht oder wenn Anlass zu Zwei­feln an der Sach­kun­de oder der Unpar­tei­lich­keit der Gut­ach­te­rin oder des Gut­ach­ters besteht (stän­di­ge Recht­spre­chung, vgl. BVerwG v. 03.06.2014 — 2 B 105.12 — juris Rn. 42). Glei­ches gilt, wenn das Gut­ach­ten auf einer erkenn­bar unzu­rei­chen­den tat­säch­li­chen Grund­la­ge beruht.

Ein medi­zi­ni­sches Gut­ach­ten muss es der Beam­tin oder dem Beam­ten ermög­li­chen, sich mit den Fest­stel­lun­gen und Schluss­fol­ge­run­gen der Ärz­tin oder des Arz­tes und mit der dar­auf beru­hen­den Ent­schei­dung des Dienst­herrn aus­ein­an­der­zu­set­zen. Des­halb darf sich das Gut­ach­ten nicht auf die blo­ße Mit­tei­lung einer Dia­gno­se und eines Ent­schei­dungs­vor­schlags beschrän­ken, son­dern muss die für die Mei­nungs­bil­dung des Amts­arz­tes wesent­li­chen Ent­schei­dungs­grund­la­gen erken­nen las­sen. Das Gut­ach­ten muss sowohl die not­wen­di­gen Fest­stel­lun­gen zum Sach­ver­halt, d.h. die in Bezug auf die Beam­tin oder den Beam­ten erho­be­nen Befun­de ent­hal­ten als auch die aus medi­zi­ni­scher Sicht dar­aus abzu­lei­ten­den Schluss­fol­ge­run­gen für die Fähig­keit der Beam­tin oder des Beam­ten, ihr oder sein abs­trakt-funk­tio­nel­les Amt wei­ter aus­zu­üben. (BVerwG v. 13.03.2014 — 2 B 49.12 -, Rn. 9).

Für den Dienst­herrn muss ein Gut­ach­ten die medi­zi­ni­schen Befun­de und Schluss­fol­ge­run­gen so plau­si­bel und nach­voll­zieh­bar dar­le­gen, dass der Dienst­herr auf die­ser Grund­la­ge ent­schei­den kann, ob die Beam­tin oder der Beam­te zur Erfül­lung sei­nes abs­trakt-funk­tio­nel­lem Amtes dau­ernd unfä­hig ist und ggf. wel­che Anfor­de­run­gen oder Ein­schrän­kun­gen aus medi­zi­ni­scher Sicht für eine ander­wei­ti­ge Ver­wen­dung auf einem ande­ren Dienst­pos­ten zu stel­len sind (BVerwG v. 31.08.2017 — 2 A 6/15 -, juris Rn 63). Wie detail­liert eine amts­ärzt­li­che Stel­lung­nah­me jeweils sein muss, kann nicht ver­all­ge­mei­nert wer­den. Dafür kommt es ent­schei­dend auf die Umstän­de des jewei­li­gen Ein­zel­fal­les an (BVerwG v. 13.03.2014 — 2 B 49.12 -, Rn. 9). Sofern psy­chi­sche und Ver­hal­tens­stö­run­gen Gegen­stand eines Gut­ach­tens sind, bie­tet es sich an, auf Kapi­tel V der Inter­na­tio­na­len Klas­si­fi­ka­ti­on der Krank­hei­ten und ver­wand­ter Gesund­heits­pro­ble­me (ICD-10) zurück­zu­grei­fen, um die Bewer­tung durch den Arzt plau­si­bel und für den Dienst­herrn wie auch für die Betrof­fe­nen nach­voll­zieh­bar zu machen (BVerwG v. 31.08.2017 — 2 A 6/15 -, juris Rn 64). Leit­li­ni­en von ärzt­li­chen Fach­gre­mi­en oder Ver­bän­den kön­nen — im Gegen­satz zu den Richt­li­ni­en der Bun­desau­schüs­se der Ärz­te und Kran­ken­kas­sen — nicht unbe­se­hen mit dem für die Beur­tei­lung des Gesund­heits­zu­stands gebo­te­nen wis­sen­schaft­li­chen Stan­dard über­nom­men wer­den. Die Fest­stel­lung des Stan­dards obliegt der Wür­di­gung des sach­ver­stän­dig bera­te­nen Tat­sa­chen­ge­richts (BVerwG v. 16.04.2020 — 2 B 5/19 -, juris Rn 29 f). 

c) Gericht­li­che Aufklärungspflicht

Die Beur­tei­lung der Dienst­un­fä­hig­keit unter­liegt der inhalt­lich nicht ein­ge­schränk­ten gericht­li­chen Nach­prü­fung. Nach § 86 Abs. 1 S. 1 VwGO hat das Gericht den ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Sach­ver­halt von Amts wegen zu ermit­teln. Das Gericht kann sei­ne Fest­stel­lun­gen zum gesund­heit­li­chen Zustand der Beam­tin oder des Beam­ten und der dar­aus fol­gen­den Ein­schrän­kung ihrer oder sei­ner Leis­tungs­fä­hig­keit grund­sätz­lich auf das vom Dienst­herrn nach § 48 Abs. 1 BBG bei­gezo­ge­ne ärzt­li­che Gut­ach­ten sowie die Attes­te der Haus­ärz­tin oder des Haus­arz­tes stüt­zen. Erwei­sen sich die­se vom Dienst­herrn für die Annah­me der Dienst­un­fä­hig­keit her­an­ge­zo­ge­nen Beweis­mit­tel als nicht trag­fä­hig, so hat das Ver­wal­tungs­ge­richt im Rah­men sei­ner Auf­klä­rungs­pflicht über die Ergän­zung des vor­han­de­nen Gut­ach­tens oder über die Ein­ho­lung eines wei­te­ren Gut­ach­tens zu entscheiden.
Über die Ein­ho­lung eines wei­te­ren Gut­ach­tens ent­schei­det das Gericht nach sei­nem Ermes­sen (§ 98 VwGO i.V.m. § 412 Abs. 1 ZPO). Lie­gen dem Gericht bereits sach­ver­stän­di­ge Äuße­run­gen zu einem Beweis­the­ma vor, muss es ein zusätz­li­ches Gut­ach­ten nur ein­ho­len, wenn die vor­han­de­ne ärzt­li­che Stel­lung­nah­me von unzu­tref­fen­den tat­säch­li­chen Vor­aus­set­zun­gen aus­geht, inhalt­li­che Wider­sprü­che oder fach­li­che Män­gel auf­weist oder Anlass zu Zwei­feln an der Sach­kun­de oder Unpar­tei­lich­keit der Gut­ach­te­rin oder des Gut­ach­ters besteht (BVerwG v. 05.06.2014 — 2 C 22.13 -, juris Rn. 31; BVerwG v. 16.05.2018 — 2 B 12/18 Rn 9). Die unter­las­se­ne Ein­ho­lung eines wei­te­ren Gut­ach­tens stellt daher nur dann einen Ver­stoß gegen die dem Gericht nach § 86 VwGO oblie­gen­de Auf­klä­rungs­pflicht dar, wenn sich dem Gericht eine wei­te­re Beweis­erhe­bung auf­drän­gen muss­te, weil das vor­lie­gen­de Gut­ach­ten dem Gericht die zur Fest­stel­lung des ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Sach­ver­halts erfor­der­li­che Sach­kun­de nicht ver­mit­teln kann, ob die betrof­fe­ne Beam­tin oder der betrof­fe­ne Beam­te zu dem für die Beur­tei­lung der Recht­mä­ßig­keit der Zur­ru­he­set­zungs­ver­fü­gung maß­geb­li­chen Zeit­punkt tat­säch­lich dienst­un­fä­hig war (BGH v. 16.12.2010 — RiZ® 2/10 -, BGHZ 188, 22; BVerwG v. 21.02.2014 — 2 B 24.12 -, Rn. 11).

d) Vor­rang einer amts­ärzt­li­chen Beurteilung

Der medi­zi­ni­schen Beur­tei­lung einer Amts­ärz­tin oder eines Amts­arz­tes kann im Kon­flikt­fall grund­sätz­lich der Vor­rang gegen­über pri­vat­ärzt­li­chen Stel­lung­nah­men ein­ge­räumt wer­den (BVerwG v. 11.10.2006 — 1 D 10.05 -, Rn. 36, DÖV 2007, 665; BVerwG v. 16.11.2017 — 2 A 5/16 -, juris Rn 24). Vor­aus­set­zung dafür ist, dass inhalt­lich nicht oder nicht voll­stän­dig ver­ein­ba­re Stel­lung­nah­men einer Amts­ärz­tin oder eines Amts­arz­tes und einer Pri­vat­ärz­tin oder eines Pri­vat­arz­tes zu dem­sel­ben Krank­heits­bild vor­lie­gen und die Amts­ärz­tin oder der Amts­arzt sich mit sub­stan­ti­ier­ten medi­zi­ni­schen Befun­den des behan­deln­den Pri­vat­arz­tes aus­ein­an­der­ge­setzt hat (BVerwG v. 10.04.2014 — 2 B 80.13 -, Rn. 13, DÖD 2014, 181). Fer­ner muss die Beur­tei­lung auf zutref­fen­den Tat­sa­chen­grund­la­gen beru­hen und es dür­fen kei­ne begrün­de­ten Zwei­fel an der Sach­kun­de der Amts­ärz­tin oder des Amts­arz­tes oder einer hin­zu­ge­zo­ge­nen Fach­ärz­tin oder eines Fach­arz­tes bestehen (BVerwG v. 11.10.2006 — 1 D 10.05 -, Rn. 36, DÖV 2007, 665).

Die­ser ein­ge­schränk­te Vor­rang im Kon­flikt­fall fin­det sei­ne Recht­fer­ti­gung in der Neu­tra­li­tät und Unab­hän­gig­keit von Amts­ärz­ten, die den betrof­fe­nen Beam­tin­nen und Beam­ten und der Dienst­stel­le glei­cher­ma­ßen fern­steht. Die­ser Vor­rang gilt aber nicht für das Gut­ach­ten der vom Dienst­herrn nach § 48 Abs. 1 S. 1 BBG aus­ge­wähl­ten und beauf­trag­ten Ärz­ten (BVerwG v. 5.6.2014 — 2 C 22.13 -, Rn. 20, DÖV 2014, 934). Inso­weit fehlt es an der für die Annah­me einer unab­hän­gi­gen Auf­ga­ben­wahr­neh­mung erfor­der­li­chen Distanz zu den Beteiligten.

6. Bedeu­tung des betrieb­li­chen Ein­glie­de­rungs­ma­nage­ments (BEM)

Die Zur­ru­he­set­zungs­ver­fü­gung wegen Dienst­un­fä­hig­keit setzt eben­so wenig wie eine arbeits­recht­li­che Kün­di­gung die vor­he­ri­ge Durch­füh­rung eines betrieb­li­chen Ein­glie­de­rungs­ma­nage­ments (BEM) nach § 84 Abs. 2 S. 1 Zehn­tes Buch Sozi­al­ge­setz­buch (SGB IX) vor­aus (BVerwG v. 05.06.2014 — 2 C 22.13 -, juris Rn. 46 ff; VGH Baden-Würt­tem­berg v. 27.02.2020 — 4 S 807/19 -, juris Rn 20 f). Das Unter­blei­ben des BEM macht die Zur­ru­he­set­zungs­ver­fü­gung nicht rechts­wid­rig (OVG Ber­lin-Bran­den­burg v. 26.04.2012 — OVG 6 B 5.12 -, juris Rn. 43 ff), es kann aber mit­tel­ba­re Fol­gen zulas­ten des Dienst­herrn haben (BVerwG v. 05.06.2014 — 2 C 22.13 -, juris Rn. 50 ff., NJW 2014, 10):

  • Die Anord­nung, sich einer ärzt­li­chen Unter­su­chung zu unter­su­chen, setzt tat­säch­li­che Umstän­de vor­aus, die die ernst­haf­te Besorg­nis begrün­den, die Beam­tin oder der Beam­te sei dienst­un­fä­hig. Die­se lie­gen bei ord­nungs­ge­mä­ßer, aber erfolg­lo­ser Durch­füh­rung eines BEM regel­mä­ßig vor. Unter­lässt der Dienst­herr die Durch­füh­rung eines BEM, muss er daher die Unter­su­chungs­an­ord­nung auf ander­wei­ti­ge, aus­rei­chen­de Tat­sa­chen­fest­stel­lun­gen stützen.
  • Es geht zulas­ten des Dienst­herrn, wenn nicht auf­ge­klärt wer­den kann, ob die Suche nach einer ander­wei­ti­gen Ver­wen­dung für die dienst­un­fä­hi­ge Beam­tin oder den dienst­un­fä­hi­gen Beam­ten den gesetz­li­chen Vor­ga­ben (§ 44 Abs. 3 BBG) ent­spro­chen hat. Auch inso­weit ent­las­tet es den Dienst­herrn, wenn auch die Durch­füh­rung eines BEM kei­ne alter­na­ti­ven Beschäf­ti­gungs­mög­lich­kei­ten auf­zei­gen konnte.

7. Anhö­rung

Vor einer Zur­ru­he­ver­set­zung ist die betrof­fe­ne Beam­tin oder der betrof­fe­ne Beam­te anzu­hö­ren. Ihr oder ihm ist die beab­sich­tig­te Zur­ru­he­ver­set­zung wegen Dienst­un­fä­hig­keit unter Anga­be der Grün­de mit­zu­tei­len (§ 47 Abs. 1 BBG) und Gele­gen­heit zu geben, inner­halb eines Monats Ein­wen­dun­gen zu erhe­ben (§ 47 Abs. 2 BBG). Die Anhö­rung ist auch dann erfor­der­lich, wenn der Dienst­herr die Dienst­un­fä­hig­keit aus der Wei­ge­rung der Beam­tin oder des Beam­ten, sich ärzt­lich unter­su­chen zu las­sen, schluss­fol­gert (BVerwG v. 30.05.2013 2 C 68.11 -, Rn. 28 ff., BVerw­GE 146, 347). So kann die Beam­tin oder der Beam­te im Rah­men der Anhö­rung gel­tend machen, die Unter­su­chungs­an­ord­nung genü­ge nicht den erfor­der­li­chen for­mel­len und inhalt­li­chen Anfor­de­run­gen mit der Fol­ge, dass aus der Ver­wei­ge­rung der Unter­su­chung nicht auf die Dienst­un­fä­hig­keit geschlos­sen wer­den durfte.
Die Anhö­rung kann auch nicht im Wider­spruchs­ver­fah­ren nach § 45 Abs. 2 Ver­wal­tungs­ver­fah­rens­ge­setz (VwVfG) nach­ge­holt wer­den, da es sich bei § 47 Abs. 2 BBG um eine Spe­zi­al­re­ge­lung han­delt. Auch ist die Rege­lung des § 46 VwVfG bei einem Ver­stoß gegen die Anhö­rungs­pflicht nicht anwend­bar (BVerwG v. 30.05.2013 2 C 68.11 -, Rn. 30 ff., BVerw­GE 146, 347).

8. Rechts­schutz

Durch die Ver­set­zungs­ver­fü­gung beginnt der Ruhe­stand mit dem Monat, in dem die Ver­set­zung in den Ruhe­stand wegen Dienst­un­fä­hig­keit der Beam­tin oder dem Beam­ten bekannt gege­ben wor­den ist (§ 47 Abs. 4 S. 1 BBG). Ab die­sem Zeit­punkt besteht nur noch ein Anspruch auf Ruhe­ge­halts­be­zü­ge. Zu die­sem Zeit­punkt wird die Besol­dung ein­be­hal­ten, die das Ruhe­ge­halt über­steigt (§ 47 Abs. 4 S. 2 BBG).
Die Beam­tin oder der Beam­te kann gegen die Ver­set­zungs­ver­fü­gung Wider­spruch und gegen den abschlä­gi­gen Wider­spruchs­be­scheid Anfech­tungs­kla­ge erhe­ben. Nach § 47 Abs. 4 S. 2 BBG ent­fällt aber die auf­schie­ben­de Wir­kung von Wider­spruch und Anfech­tungs­kla­ge, so dass die Beam­tin oder der Beam­te wäh­rend des Streit­ver­fah­rens nur das Ruhe­ge­halt erhält. Der Gesetz­ge­ber begrün­de­te dies damit, dass die betrof­fe­nen Beam­tin­nen und Beam­ten und deren Fami­li­en für den Fall, dass die Rechts­be­hel­fe ohne Erfolg blei­ben, nicht dem Risi­ko, die Dif­fe­renz zwi­schen den Dienst­be­zü­gen und dem Ruhe­ge­halt zurück­zah­len zu müs­sen, aus­ge­setzt wer­den sol­len (Bun­des­tags-Druck­sa­che 14/4659 S. 53, zu Art. 3 Nr. 5). Die Beam­tin oder der Beam­te kann aber im Rah­men des vor­läu­fi­gen Rechts­schut­zes bei Gericht bean­tra­gen, den Dienst­herrn im Wege einer einst­wei­li­gen Anord­nung nach § 123 Abs. 1 S 2 VwGO zu ver­pflich­ten, ihr oder ihm bis zum rechts­kräf­ti­gen Abschluss des Haupt­sa­che­ver­fah­rens die vol­len akti­ven Dienst­be­zü­ge zu zah­len (VGH Baden-Würt­tem­berg v. 08.2.2007 — 4 S 45/07 -, juris Rn. 2) bzw. die auf­schie­ben­de Wir­kung des Wider­spruchs wie­der­her­zu­stel­len (VG Ber­lin v. 22.12.2017 — 28 L 754.17 -, juris). 

Wird der Antrag einer Beam­tin oder eines Beam­ten auf Zur­ru­he­set­zung wegen Dienst­un­fä­hig­keit abge­lehnt, so kann sie oder er das Ziel mit der Ver­pflich­tungs­kla­ge weiterverfolgen.