Ein­gangs- und Beför­de­rungs­äm­ter im öffent­li­chen Dienst sind grund­sätz­lich auf der Grund­la­ge eines Leis­tungs­ver­gleichs nach Art. 33 Abs. 2 Grund­ge­setz im Rah­men eines Aus­wahl­ver­fah­rens zu beset­zen, es sei denn sie wer­den im Wege einer Umset­zung, Ver­set­zung oder Abord­nung nachbesetzt. 

1. Recht­li­che Anfor­de­run­gen an eine Ämterbesetzung

Ämter im öffent­li­chen Dienst sind grund­sätz­lich nach den Leis­tungs­grund­sät­zen des Art. 33 Abs. 2 Grund­ge­setz (GG) auf­grund einer Aus­wahl­ent­schei­dung im Wege des Leis­tungs­ver­gleichs zu beset­zen. Bei Beför­de­rungs­äm­tern gilt das unab­hän­gig davon, ob der Dienst­herr die Ämter vor ihrer Ver­ga­be dienst­in­tern aus­schreibt oder nicht, was z.B. bei sog. Beför­de­rungs­ak­tio­nen nach dem Lis­ten­prin­zip von Bedeu­tung ist (OVG Ber­lin-Bran­den­burg v. 6.6.2007 — OVG 6 S 6.07 -, Rn. 6, juris). Eine Ämter­be­set­zung ist daher feh­ler­haft und recht­lich angreif­bar, wenn sie ohne Aus­wahl­ent­schei­dung getrof­fen wur­de oder wenn die Aus­wahl­ent­schei­dung den sich aus Art. 33 Abs. 2 GG erge­ben­den recht­li­chen Anfor­de­run­gen nicht entspricht.

Die Bewer­be­rin­nen und Bewer­ber um ein zu ver­ge­ben­des öffent­li­ches Amt haben nach Art. 33 Abs. 2 GG einen Anspruch dar­auf, dass ihre Bewer­bung nur aus Grün­den abge­lehnt wird, die durch den Leis­tungs­grund­satz gedeckt sind (Bewer­bungs­ver­fah­rens­an­spruch). Die Aus­wahl zwi­schen den Bewer­be­rin­nen und Bewer­bern hat der Dienst­herr im Wege eines nach den Kri­te­ri­en des Art. 33 Abs. 2 GG aus­ge­rich­te­ten Leis­tungs­ver­gleichs durch­zu­füh­ren. Sei­ner Ent­schei­dung für eine oder einen der Bewer­be­rin­nen und Bewer­ber darf der Dienst­herr nur leis­tungs­be­zo­ge­ne Kri­te­ri­en zugrun­de legen, die unmit­tel­bar Eig­nung, Befä­hi­gung und fach­li­che Leis­tung betref­fen. Ver­stößt der Dienst­herr dage­gen, ver­letzt er die Bewerbungs­verfahrens­ansprüche der abge­lehn­ten Bewer­be­rin­nen und Bewerber.

2. Vor­ge­schal­te­tes Orga­ni­sa­ti­ons­er­mes­sen des Dienstherrn

Die Ent­schei­dung des Dienst­herrn, ob Ämter zu beset­zen sind, ist Teil sei­ner Orga­ni­sa­ti­ons- und Per­so­nal­ho­heit und steht in sei­nem Organ­isations­ermessen. Die­se Ent­schei­dung wird nicht von Art. 33 Abs. 2 GG erfasst. Das gilt auch für die Ent­schei­dung des Dienst­herrn, ob er ein zu beset­zen­des Amt im Wege der Ein­stel­lung, Beför­de­rung oder der Ver­set­zung, Abord­nung oder Umset­zung ver­ge­ben will. Besetzt der Dienst­herr ein Amt durch Umset­zung, Abord­nung oder einen den Sta­tus nicht berüh­ren­de Ver­set­zung, wird Art. 33 Abs. 2 GG nicht berührt (BVerwG v. 26.1.2012 — 2 A 7/09 -, Rn. 32, BVerw­GE 141, 361). Der Dienst­herr ist im Rah­men sei­ner Per­so­nal- und Orga­ni­sa­ti­ons­ho­heit auch berech­tigt, den Kreis der nach Eig­nung, Befä­hi­gung und fach­li­cher Leis­tung zu ver­glei­chen­den Bewer­be­rin­nen und Bewer­ber auf­grund sach­li­cher Erwä­gun­gen ein­zu­en­gen (Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt (BVerfG) v. 28.2.2007 — 2 BvR 2494/06 -, Rn. 11 ff., ZBR 2008, 94).

3. Ämter­be­set­zung im Wege der Umset­zung, Abord­nung und Versetzung

Im Rah­men sei­nes Orga­ni­sa­ti­ons­er­mes­sens kann der Dienst­herr Ämter auch im Wege der Umset­zung, Abord­nung und Ver­set­zung beset­zen. Inter­es­sen­tin­nen und Inter­es­sen­ten für ein Amt, auf das sie ohne Sta­tus­än­de­rung umge­setzt, abge­ord­net oder ver­setzt wer­den wol­len, haben grund­sätz­lich kei­nen Bewer­bungs­ver­fah­rens­an­spruch nach Art. 33 Abs. 2 GG (BVerwG v. 25.11.2004 — 2 C 17/03 -, Rn. 15, BVerw­GE 122, 237; a. A. Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) v. 5.11.2002 — 9 AZR 451/01, BAGE 103, 212). Das gilt aber nicht für Ver­set­zungs­be­wer­be­rin­nen oder ‑bewer­ber, die das aus­ge­schrie­be­ne Sta­tus­amt noch nicht inne­ha­ben. Sie gel­ten als Beför­de­rungs­be­wer­ber, denen ein Bewer­bungs­ver­fah­rens­an­spruch zusteht. Ent­schei­det sich der Dienst­herr im Rah­men sei­nes Orga­ni­sa­ti­ons­er­mes­sens für ein Aus­wahl­ver­fah­ren, an dem sowohl Beför­de­rungs­be­wer­be­rin­nen oder ‑bewer­ber als auch rei­ne Umset­zungs- und Ver­set­zungs­be­wer­be­rin­nen und ‑bewer­ber unter­schieds­los teil­neh­men kön­nen, so legt er sich auch gegen­über den Ver­set­zungs­be­wer­be­rin­nen und ‑bewer­bern auf die Aus­wahl nach den Vor­ga­ben des Art. 33 Abs. 2 GG fest (BVerwG v. 26.1.2012 — 2 A 7/09 -, Rn. 32, BVerw­GE 141, 361).

4. Bekannt­ga­be von Ämter­ver­ga­ben, Stellenausschreibung

Bewer­bun­gen sind nur mög­lich, wenn die Ein­stel­lungs- oder Beför­de­rungs­ab­sich­ten des Dienst­herrn bekannt sind. Art. 33 Abs. 2 GG räumt poten­ti­el­len Bewer­be­rin­nen und Bewer­bern ein Recht auf Teil­nah­me an Leis­tungs­wett­be­wer­ben um Ein­gangs- und Beför­de­rungs­äm­ter ein. Damit die­ses Recht in Anspruch genom­men wer­den kann, muss der Dienst­herr sei­ne Ver­ga­be­ab­sich­ten poten­ti­el­len Bewer­be­rin­nen und Bewer­ber in geeig­ne­ter Form recht­zei­tig bekannt machen. Das ergibt sich aus Art. 33 Abs. 2 GG. Eine Ver­let­zung die­ser Infor­ma­ti­ons­pflicht müss­te nach den Grund­sät­zen des Urteils des BVerwG vom 4. 11.2010 — 2 C 16.09 — (BVerw­GE 138, 102) zur Fol­ge haben, dass Ernen­nun­gen, denen kei­ne Bekannt­ga­be der Ver­ga­be­ab­sich­ten vor­aus­ging, durch Kla­ge ange­foch­ten und auf­ge­ho­ben wer­den kön­nen. Soweit erkenn­bar hat ein obers­tes Gericht dar­über bis­her noch nicht entschieden.

Unab­hän­gig von die­ser sich unmit­tel­bar aus Art. 33 Abs. 2 GG erge­ben­den Infor­ma­ti­ons­pflicht, sehen Bun­des- und Lan­des­ge­set­ze Aus­schrei­bungs­pflich­ten für zu beset­zen­de Stel­len vor, die ein­zu­hal­ten sind. Für den Bun­des­be­reich regeln § 8 Bun­des­be­am­ten­ge­setz (BBG) und § 4 Bun­des­lauf­bahn­ver­ord­nung (BLV) die Stel­len­aus­schrei­bungs­pflicht sowie Aus­nah­men davon. Danach wird nur für Ein­stel­lun­gen eine öffent­li­che Aus­schrei­bung gefor­dert. Nur in beson­de­ren Ein­zel­fäl­len kann davon abge­se­hen wer­den. Für Beför­de­rungs­stel­len wird grund­sätz­lich eine dienst­in­ter­ne Aus­schrei­bung vor­aus­ge­setzt, wobei Aus­nah­men davon unter beson­de­ren Vor­aus­set­zun­gen zuge­las­sen sind.

5. Anfor­de­rungs­pro­fil des zu ver­ge­ben­den Amtes

Durch ein Anfor­de­rungs­pro­fil für das zu ver­ge­ben­de Amt legt der Dienst­herr die Kri­te­ri­en für die Aus­wahl der Bewer­be­rin­nen und Bewer­ber im Vor­aus fest. Das Anfor­de­rungs­pro­fil bil­det damit den Bewer­tungs­maß­stab für den nach Art. 33 Abs. 2 GG durch­zu­füh­ren­den Leis­tungs­ver­gleich. Durch das Anfor­de­rungs­pro­fil wird die Zusam­men­set­zung des Bewer­ber­fel­des gesteu­ert und ein­ge­engt. Aus einer Stel­len­aus­schrei­bung muss sich erge­ben, wel­che Anfor­de­run­gen zwin­gend erwar­tet wer­den, und wel­che Kri­te­ri­en zwar nicht not­wen­dig für die Ein­be­zie­hung in das Aus­wahl­ver­fah­ren sind, bei glei­cher Eig­nung der Bewer­be­rin­nen und Bewer­ber aber maß­geb­lich berück­sich­tigt wer­den (BVerwG v. 20.6.2013 — 2 VR 1/13 -, Rn. 49, BVerw­GE 147, 20). Ein Anfor­de­rungs­pro­fil unter­liegt der vol­len gericht­li­chen Kon­trol­le, ob es den Anfor­de­run­gen des Art. 33 Abs. 2 GG genügt (BVerwG v. 26.1.2012 — 2 A 7/09 -, Rn. 19, BVerw­GE 141, 361). Beruht eine Aus­wahl­ent­schei­dung auf einem gemes­sen an Art. 33 Abs. 2 GG unzu­läs­si­gem Anfor­de­rungs­pro­fil, ist die Aus­wahl­ent­schei­dung feh­ler­haft und anfechtbar.

Nach neu­er Recht­spre­chung des BVerwG (Beschluss v. 20.6.2013 — 2 VR 1/13 -, Rn. 49, BVerw­GE 147, 20) darf sich die an Art. 33 Abs. 2 GG zu mes­sen­de Aus­wahl­ent­schei­dung grund­sätz­lich nicht an den Anfor­de­run­gen des kon­kre­ten Dienst­pos­tens aus­rich­ten, son­dern muss sich auf das Amt im sta­tus­recht­li­chen Sin­ne bezie­hen. Aus­nah­men davon sind nur zuläs­sig, wenn die Wahr­neh­mung der Auf­ga­ben eines Dienst­pos­tens zwin­gend beson­de­re Kennt­nis­se oder Fähig­kei­ten vor­aus­setzt, die eine Lauf­bahn­be­wer­be­rin oder ein Lauf­bahn­be­wer­ber regel­mä­ßig nicht mit­bringt und sich in ange­mes­se­ner Zeit und ohne zumut­ba­re Beein­träch­ti­gung der Auf­ga­ben­wahr­neh­mung auch nicht ver­schaf­fen kann. Die­se Vor­aus­set­zun­gen, die der vol­len gericht­li­chen Kon­trol­le unter­lie­gen, hat der Dienst­herr dar­zu­le­gen. Nach die­ser neue­ren Recht­spre­chung ist es grund­sätz­lich nicht mit Art. 33 Abs. 2 GG ver­ein­bar, Bewer­be­rin­nen oder Bewer­ber vom Aus­wahl­ver­fah­ren aus­zu­schlie­ßen, nur weil sie den beson­de­ren Anfor­de­run­gen des zu beset­zen­den Dienst­pos­tens nicht ent­spre­chen. Nach der frü­he­ren Recht­spre­chung des BVerwG (zuletzt BVerwG v. 26.1.2012 — 2 A 7/09 -, Rn. 18, BVerw­GE 141, 361) war die Bewer­ber­aus­wahl anhand des kon­kret ange­streb­ten Amtes unter Berück­sich­ti­gung von des­sen Auf­ga­ben­ge­biet zu ermit­teln. Das ist jedoch mit dem beam­ten­recht­li­chen Lauf­bahn­prin­zip und dem Vor­rang dienst­li­cher Beur­tei­lun­gen nicht ver­ein­bar. Im Rah­men einer dienst­li­chen Beur­tei­lung wird die Befä­hi­gung einer Beam­tin oder eines Beam­ten für eine bestimm­te Lauf­bahn bewertet.

Die neue­re Recht­spre­chung ver­hin­dert, dass der Dienst­herr ein Anfor­de­rungs­pro­fil gezielt auf die gewünsch­te Bewer­be­rin oder den gewünsch­ten Bewer­ber zuschnei­den kann (VG Kas­sel v. 2.10.2014 — 1 L 481 /14.KS, Rn. 16, open­Jur 2015, 2034). Sie weicht aber von der des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt (BVerfG) ab, die wei­ter­hin auf die Anfor­de­run­gen des kon­kre­ten Amtes abstellt (BVerfG v. 7.3.2013 — 2 BvR 2582/12 -, Rn. 27, NVwZ 2013, 1603). Auch kön­nen gesetz­li­che Rege­lun­gen abwei­chend von die­ser Recht­spre­chung eine Aus­rich­tung an den Anfor­de­run­gen eines Dienst­pos­tens vor­se­hen (vgl. Art. 16 Abs. 1 S. 3 Baye­ri­sches Leis­tungs­lauf­bahn­ge­setz (LlbG)).

6. Aus­wahl­in­stru­men­te

Art. 33 Abs. 2 GG legt nicht fest, anhand wel­cher Erkennt­nis­mit­tel der Dienst­herr die Eig­nung, Befä­hi­gung und fach­li­che Leis­tung der Bewer­be­rin­nen und Bewer­ber fest­zu­stel­len hat. Als geeig­ne­te Mit­tel kom­men grund­sätz­lich dienst­li­che Beur­tei­lun­gen und Ergeb­nis­se von Aus­wahl­ver­fah­ren wie z.B. von Bewer­bungs­ge­sprä­chen, Assess­ment­cen­ter­ver­fah­ren, Prü­fun­gen und Tests in Betracht. Nach dem BVerfG ist die Her­an­zie­hung wei­te­rer Hilfs­mit­tel neben der dienst­li­chen Beur­tei­lung nicht von vorn­her­ein aus­ge­schlos­sen, soweit die­se hin­rei­chend doku­men­tiert und gericht­lich über­prüf­bar sind (BVerfG v. 11.5.2011 — 2 BvR 764/11 -, Rn. 12, NJW 2011, 3149). Der Dienst­herr ist ver­fas­sungs­recht­lich nicht gezwun­gen, die Aus­wahl­ent­schei­dung allein nach Akten­la­ge zu treffen.

Dem Dienst­herrn steht somit grund­sätz­lich ein Beur­tei­lungs­spiel­raum zu, wel­cher Aus­wahl­in­stru­men­te er sich bedie­nen will. Dienst­recht­li­che Rege­lun­gen in Bun­des- oder Lan­des­ge­set­zen oder in Ver­ord­nun­gen kön­nen die­sen Beur­tei­lungs­spiel­raum aber ein­engen. Außer­dem muss der Dienst­herr die aus Art. 33 Abs. 2 GG abge­lei­te­ten Vor­ga­ben der Recht­spre­chung beach­ten, wenn sei­ne Aus­wahl­ent­schei­dung einer gericht­li­chen Über­prü­fung stand­hal­ten soll.

Nach der ver­wal­tungs­ge­richt­li­chen Recht­spre­chung wird der dienst­li­chen Beur­tei­lung grund­sätz­lich der Vor­rang vor sons­ti­gen Aus­wahl­in­stru­men­ten ein­ge­räumt. Bei der Fra­ge, ob und inwie­weit ande­re Mit­tel in die Aus­wahl­ent­schei­dung mit ein­be­zo­gen wer­den kön­nen, ist zwi­schen Aus­wahl­ent­schei­dun­gen bei Beför­de­rung und Ein­stel­lung zu unterscheiden.

a) Beför­de­run­gen

Bei Beför­de­rungs­ent­schei­dun­gen kön­nen die Ergeb­nis­se von Aus­wahl­ver­fah­ren (z.B. Bewer­bungs­ge­sprä­chen, Assess­ment­cen­ter­ver­fah­ren, Prü­fun­gen und Tests) grund­sätz­lich erst nach inhalt­li­cher Aus­schöp­fung der dienst­li­chen Beur­tei­lun­gen für den Fall des Beur­tei­lungs­gleich­stands ergän­zend als leis­tungs­be­zo­ge­nes Hilfs­kri­te­ri­um her­an­ge­zo­gen wer­den (VGH Baden-Würt­tem­berg v. 21.12.2011 — 4 S 2543/11 -, Rn. 11, NVwZ — RR 2012, 323; Baye­ri­scher VGH v. 17.5. 2013 — 3 CE 12.2496 -, Rn. 44, open­Jur 2013, 27878; VG Ber­lin v. 26.11.2014 — 7 K 421.14 -, Rn 27, open­Jur 2014, 24791). Dies ent­spricht für den Bun­des­be­reich der Rege­lung des § 33 Abs. 1 Bundes­laufbahn­verordnung (BLV). Eine schlech­te­re Gesamt­no­te einer Beur­tei­lung oder ein Sta­tus­rück­stand kann nicht durch Ergeb­nis­se von Vor­stel­lungs- oder Aus­wahl­ge­sprä­chen kom­pen­siert wer­den (VGH Baden-Würt­tem­berg v. 21.12.2011 — 4 S 2543/11 -, Rn. 12, NVwZ — RR 2012, 323; Baye­ri­scher VGH v. 17.5. 2013 — 3 CE 12.2496 -, Rn. 60 ff., open­Jur 2013, 27878;). Vor­stel­lungs- oder Aus­wahl­ge­sprä­che im Rah­men einer Aus­wahl­ent­schei­dung für eine Beför­de­rung haben kei­ne mit­ent­schei­den­de, son­dern nur eine abrun­den­de Bedeutung.

Anders ver­hält es sich, wenn dienst­li­che Beur­tei­lun­gen und Ergeb­nis­se von Aus­wahl­ver­fah­ren auf­grund gesetz­li­cher und sons­ti­ger Rege­lun­gen gleich­ran­gig ein­ge­stuft sind. Dann ist die Aus­wahl­ent­schei­dung aus einer Gesamt­schau der dienst­li­chen Beur­tei­lun­gen und den Ergeb­nis­sen des Aus­wahl­ver­fah­rens zu tref­fen. Das ist zum Teil bei Aus­wahl­ent­schei­dun­gen für Schul­lei­ter­stel­len nach den jewei­li­gen lan­des­recht­li­chen Vor­schrif­ten der Fall, wo Eig­nungs­fest­stel­lungs­ver­fah­ren oder sog. Fin­dungs­ver­fah­ren neben den Beur­tei­lun­gen gleich­ran­gi­ge Bedeu­tung haben (Ham­bur­gi­sches OVG v. 16.11.2011 — 1 Bs 160/11 -, Rn. 13, DÖV 2012, 244; OVG Nord­rhein-West­fa­len v. 21.6.2012 — 6 A 1991/11 -, Rn. 100 ff., DÖV 2012, 815; Ham­bur­gi­sches OVG v. 20.11.2012 — 1 Bs 212/12 -, Rn. 14, DÖV 2013, 240). Eine Kom­bi­na­ti­on von dienst­li­chen Beur­tei­lun­gen und Aus­wahl­ver­fah­ren sehen neu­er­dings auch all­ge­mei­ne beam­ten­recht­li­che Rege­lun­gen ein­zel­ner Län­der vor (vgl. § 16 Abs. 1 S. 4 Baye­ri­sches Leis­tungs­lauf­bahn­ge­setz (LlbG), § 59 Abs. 1 S. 2 Bre­mi­sches Beam­ten­ge­setz und § 12 Bre­mi­sche Ver­ord­nung über dienst­li­che Beurteilungen).

b) Ein­stel­lun­gen

Bei Ein­stel­lun­gen kann der nach Art. 33 Abs. 2 GG erfor­der­li­che Leis­tungs­ver­gleich meist nicht anhand von dienst­li­chen Beur­tei­lun­gen nach Akten­la­ge durch­ge­führt wer­den. Aus­wahl­ver­fah­ren wie z.B. Bewer­bungs­ge­sprä­chen, Assess­ment­cen­ter­ver­fah­ren, Prü­fun­gen und Tests kommt daher eine grö­ße­re Bedeu­tung zu als bei Beför­de­run­gen. Neben den Examens­no­ten von Berufs­ab­schlüs­sen ist ent­schei­dend, ob und in wel­chem Maße die Bewer­be­rin­nen und Bewer­ber für die Ein­stel­lung in das Beam­ten­ver­hält­nis und das zu ver­ge­ben­de Sta­tus­amt geeig­net und befä­higt sind. Bei Ein­stel­lun­gen kön­nen Aus­wahl­ge­sprä­chen und Assess­ment­ver­fah­ren daher neben oder an die Stel­le dienst­li­cher Beur­tei­lun­gen tre­ten, soweit dienst­li­che Beur­tei­lun­gen für die Ein­stel­lung nur eine gerin­ge oder kei­ne Bedeu­tung haben. Inso­weit kön­nen Aus­wahl­ver­fah­ren wie z.B. Test- und Assess­ment­cen­ter­ver­fah­ren bei Ein­stel­lun­gen nach Art. 33 Abs. 2 GG unab­ding­bar sein.

c) Anfor­de­run­gen an Auswahlverfahren

Um den Anfor­de­run­gen des Art. 33 Abs. 2 GG zu ent­spre­chen, müs­sen Aus­wahl­ver­fah­ren struk­tu­riert, sys­te­ma­ti­siert und doku­men­tiert wer­den. Die Befra­gung oder der Test muss sich auf glei­che oder ver­gleich­ba­re The­men bezie­hen. Der jewei­li­ge Zeit­rah­men muss gleich oder ver­gleich­bar sein. Leis­tun­gen müs­sen nach im Vorn­hin­ein fest­ge­leg­ten ein­heit­li­chen Kri­te­ri­en und Maß­stä­ben bewer­tet wer­den (VGH Baden-Würt­tem­berg v. 21.12.2011 — 4 S 2543/11 -, Rn. 11, NVwZ — RR 2012, 323; OVG Nord­rhein-West­fa­len v. 21.6.2012 — 6 A 1991/11 -, Rn. 99, 106, DÖV 2012, 815). Die Doku­men­ta­ti­on erfor­dert zwar kein Wort­pro­to­koll, aber die an die Bewer­be­rin­nen und Bewer­ber gerich­te­ten Fra­gen oder die bespro­che­nen The­men, die Ant­wor­ten, die Bewer­tung der Ant­wor­ten durch die Aus­wahl­kom­mis­si­on sowie der per­sön­li­che Ein­druck von den Bewer­be­rin­nen und Bewer­bern müs­sen zumin­dest in den Grund­zü­gen fest­ge­hal­ten wer­den (OVG Ber­lin-Bran­den­burg v. 27.1.2012 — OVG 6 S 50.11 -, Rn. 10 ff., open­Jur 2012, 16673). Außer­dem müs­sen die Auf­zeich­nun­gen von der Aus­wahl­kom­mis­si­on stam­men und in engem zeit­li­chem Zusam­men­hang mit den Aus­wahl­ge­sprä­chen erstellt wer­den. Ent­spre­chen Aus­wahl­ver­fah­ren nicht die­sen Anfor­de­run­gen, ver­sto­ßen sie und die Aus­wahl­ent­schei­dung gegen Art. 33 Abs. 2 GG.

6. Gericht­li­che Über­prü­fung der Auswahlentscheidung

Nach Art. 33 Abs. 2 GG kön­nen abge­lehn­te Bewer­be­rin­nen und Bewer­ber die Aus­wahl­ent­schei­dung dar­auf­hin gericht­lich über­prü­fen las­sen, ob der Dienst­herr ermes­sens- und beur­tei­lungs­feh­ler­frei über ihre Bewer­bun­gen ent­schie­den hat. Dabei kön­nen sie gel­tend machen, selbst in rechts­wid­ri­ger Wei­se benach­tei­ligt wor­den zu sein, als auch eine auf sach­frem­den Erwä­gun­gen beru­hen­de unzu­läs­si­ge Bevor­zu­gung der aus­ge­wähl­ten Kon­kur­ren­tin oder des aus­ge­wähl­ten Kon­kur­ren­ten rügen. Der Feh­ler kann in der Qua­li­fi­ka­ti­ons­be­ur­tei­lung der abge­lehn­ten Bewer­be­rin oder des abge­lehn­ten Bewer­bers als auch in der­je­ni­gen der erfolg­rei­chen Bewer­be­rin oder des erfolg­rei­chen Bewer­bers oder im Leis­tungs­ver­gleich zwi­schen den Bewer­bern lie­gen (BVerfG v. 25.1.2011 — 2 BvR 2305/11 — Rn. 16, ZBR 2012, 252). Um eine sol­che Nach­prü­fung zu ermög­li­chen, sind die wesent­li­chen Erwä­gun­gen einer Aus­wahl­ent­schei­dung schrift­lich nie­der­zu­le­gen (BVerfG v. 9.7.2007 — 2 BvR 206/07 -, Rn. 20 ff., DÖD 2007, 279).

Für die gericht­li­che Über­prü­fung sind allein die schrift­lich nie­der­ge­leg­ten Aus­wahler­wä­gun­gen aus­schlag­ge­bend. Abge­lehn­te Bewer­be­rin­nen und Bewer­ber haben daher einen Anspruch auf Ein­sicht in die Doku­men­ta­ti­on der einer Aus­wahl­ent­schei­dung zu Grun­de lie­gen­den wesent­li­chen Aus­wahler­wä­gun­gen (VG Ber­lin v. 19. 08.2014 — 28 L 124.14 -, Rn. 14. F., open­Jur 2014, 18693). Nur so kön­nen sie sach­ge­recht ent­schei­den, ob ein Ver­stoß gegen den Bewer­bungs­ver­fah­rens­an­spruch vor­liegt und ob es sich lohnt, gericht­li­chen Rechts­schutz in Anspruch zu nehmen.